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Die engineerING card – Berufsausweis für Ingenieure

engineering card

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Bereits im Jahr 2005 hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, die berufliche Mobilität innerhalb der Mitgliedsataaten stärker zu fördern. Um bestehende bürokratische Hindernisse aus dem Weg zu räumen und europaweit ein einheitliches Anerkennungsverfahren einzuführen, hat der Verein deutscher Ingenieure (VDI) die engineerING card, den ersten Berufsausweis für Ingenieure, entwickelt. EBK hat mit Lena Töppich, Pressesprecherin des Vereins Deutscher Ingenieure über die Card gesprochen.
EBK: Frau Töppich, wer hat die Entwicklung des Berufsausweises initiiert?

Töppich: Initiiert wurde die Entwicklung von der FEANI, dem europäischen Ingenieur-Dachverband, die damit auf die politische Forderung, die europäische Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen, umzusetzen, reagierte. In Deutschland wurde dann dem VDI das Mandat übertragen, ein System für Europa zu entwickeln und die anderen europäischen Ingenieurorganisationen einzubeziehen.

EBK: Welche Vorteile bietet der Berufsausweis gegenüber herkömmlichen Bewerbungen?

Töppich: Die engineerING card soll in erster Linie die EU-weite Mobilität von Ingenieuren fördern. Sie ist zunächst einmal sehr übersichtlich: Der Registerauszug, der hinter der Karte steht, bietet einen vollständigen, standardisierten Überblick über die Leistungen des Bewerbers. Zudem ist sie international anerkannt, denn die Datenaufbereitung erfolgt in Anlehnung an die Europass-Dokumente und alle dokumentierten Qualifikationsnachweise werden von der Registerkommission auf Anerkennung überprüft. Und schließlich bietet sie Transparenz, was dem Arbeitgeber die Auswahl passender Fachkräfte erleichtert.

EBK: Welche Schwierigkeiten boten sich Ingenieuren bislang beim Wechsel des Arbeitsplatzes innerhalb Europas?

Töppich: Schwierig ist bisher die Anerkennung von Abschlüssen, Weiterbildungsmaßnahmen, Ausbildung und Berufsausbildung, die in den europäischen Ländern sehr heterogen gestaltet sind. Viele Unternehmen wissen nicht, was die ausgewiesenen Qualifikationen bedeuten, da sie keinem einheitlichen Standard entsprechen. Der Bologna-Prozess zielt mit der Einführung von Bachelor- und Masterabschlüssen in die gleiche Richtung, die engineerING card unterstützt diesen Prozess im Ingenieurarbeitsmarkt.

EBK: Wurde der Ausweis von Unternehmern und Ingenieuren gut aufgenommen?

Töppich: Von Anfang an waren die Unternehmen mit eingebunden. Die engineerING card bietet transparente, in wenigen Blicken gut überschaubare Unterlagen der Bewerber, die den Einstellungsprozess beschleunigen. Daher begrüßen insbesondere international agierende Unternehmen die Karte.

EBK: Die Erstellung der Card ist kostenpflichtig. Wohin fließen die Einnahmen?

Töppich: Den Einnahmen stehen Kosten gegenüber –  beispielsweise durch die Arbeit der Registerkommission oder durch den Versand, den Aufbau und die Pflege des Informationsportals im Internet sowie durch den Kartendruck. Mittelfristig sollen die Kosten durch die Einnahmen gedeckt werden.

EBK: Ziel der Einführung der engineerING card war es, die Mobilität und Vergleichbarkeit der Abschlüsse innerhalb Europas zu fördern. Würden Sie trotzdem sagen, dass die Güte der Ausbildung von Uni zu Uni variiert?

Töppich: Inwieweit die „Güte“ variiert, lässt sich pauschal nicht sagen. Vielmehr gilt es für die Studierenden, das individuell beste Studienfach mit den passenden Studieninhalten zu finden. Dass es Präferenzen für bestimmte Hochschulen gibt, lässt sich nicht leugnen und wird auch weiterhin der Fall sein. Allerdings spielt dies für den Nutzen der engineerING card keine Rolle.

EBK: Unternehmen, die Bewerbungen ausschließlich online entgegen nehmen, werden mitunter kritisiert. Zu wenig Raum für Individualität lautet der Vorwurf. Der Berufsausweis standardisiert Lebensläufe ganz bewusst – Vergleichbarkeit auf Kosten der Originalität?

Töppich: Die engineerING card ergänzt zusammen mit dem Registerauszug die Bewerbungsunterlagen. Daher werden die Details einer Bewerbung nach wie vor abgebildet und die vorhandenen Qualifikationen sichtbar, wie gehabt. Der Auszug gibt einen schnelleren Überblick, geht aber nicht zu Lasten der Originalität. Das Anschreiben beispielsweise wird weiter individuell gestaltet sein.

EBK: Denken Sie, dass sich Berufsausweise dieser Art auch für andere Disziplinen rentieren würden? Warum?

Töppich: Die Anerkennungsproblematik von Abschlüssen und ausgeübten Berufen ist ein generelles Thema, insbesondere dort, wo die entsprechenden Berufsbilder hohe Sicherheitsstandards erfüllen müssen: Ärzte, Ingenieure, etc. Die Richtlinie der EU zur Berufsanerkennung beschränkt sich daher nicht auf den Ingenieurberuf sondern empfiehlt flächendeckende Maßnahmen zur Unterstützung.

Weiterführende Informationen: www.engineering-card.de

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