Dampfen statt Rauchen: Mit der E-Zigarette vom Regen in die Traufe?

Sie hat die Form einer Zigarette, kommt im klassischen Design oder bunt und schräg daher und ist mittlerweile schon für wenig Geld fast überall zu haben: die E-Zigarette. E steht für elektrisch und deutet schon auf die Funktionalität hin. In der E-Zigarette befindet sich nämlich eine Kartusche mit einem sogenannten Liquid, einer Flüssigkeit, die mittels eines batteriebetriebenen Mechanismus erhitzt wird. „Raucher“ atmen den so entstehenden Dampf ein, die Umwelt bleibt weitestgehend verschont. Doch am Firmament der gesünderen E-Variante zum Tabak-Original ziehen dunkle Wolken auf.
Rund zwei Millionen Deutsche lassen inzwischen täglich mit der E-Zigarette Dampf ab und gönnen sich damit Entspannung auf Knopfdruck. Während es für die einen dabei der Ausstieg aus dem Rauchen ist, ist es für die anderen der Einstieg in die Sucht. Denn eines haben die E-Zigarette und der klassische Glimmstängel auf jeden Fall gemein: den Suchtstoff Nikotin. Keine andere Droge gelangt so schnell in den Kreislauf wie Nikotin. Schon sieben Sekunden nach dem ersten Lungenzug wirkt Nikotin im Gehirn. Nicht selten reicht schon eine einzige Zigarette, um körperlich süchtig zu werden. Damit ist das Suchtpotential der modern anmutenden E-Zigarette kein bisschen kleiner als das der old-fashioned Tabak-Variante.
Weniger schädlich aber dennoch nicht harmlos
Während Raucher mit der normalen Zigarette auch gleichzeitig rund 4800 Chemikalien, von denen 90 nachgewiesenermaßen krebserregend sind, einatmen, können E-Zigaretten-Dampfer vermeintlich aufatmen: Charakteristische krebserregende Verbrennungsprodukte und Substanzen aus dem Tabakrauch kommen laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bei E-Zigaretten nicht vor. Gesundheitlich unbedenklich sind die pinken, blauen oder lila Lunten deshalb aber noch lange nicht. Da ist zum einen das erwähnte Nikotin: Neben dem Suchtfaktor hat Nikotin einige pharmakologische Wirkungen, wie die Erhöhung des Blutdrucks und der Herzfrequenz, verstärkte Magensäurebildung und erhöhte Adrenalinausschüttung, die häufig im Zusammenhang mit chronischen Krankheiten diskutiert werden. Nach Ansicht des BfR kann durch E-Rauchen auch eine Nikotinsucht ausgelöst werden, die ein späteres Tabakrauchen fördert.
Gesundheitsgefährdung für den Einzelnen: Die Mischung macht’s
Zum anderen atmen die „User“ weitere Inhaltsstoffe der Liquids ein. Dazu gehören an erster Stelle die Vernebelungsmittel Propyenglycol und Glycerin, besser bekannt als Disco-Nebel, Chemikalienzusätze, beigefügte pharmakologische Wirkstoffe, verschiedene Duft- und Aromastoffe wie Menthol und Linalool sowie mögliche Verunreinigungen. Verschärft wird das Gesundheitsrisiko durch die schier nicht kontrollierbare Flut neuer Liquids auf dem Markt und die Möglichkeiten zum eigenen Experimentieren mit der ultimativen Mischung für den persönlichen Kick. Noch gibt es keine Langzeitstudien zu den Auswirkungen des Liquid-Konsums, denn die E-Zigarette ist erst seit rund acht Jahren auf dem Markt. Neue Studien deuten jedoch schon darauf hin, dass die E-Zigarette genauso schädlich wie ihre Tabak-Schwester ist. So konnte in einer französischen Studie des nationalen Verbraucherinstituts krebserregende Moleküle im Dampf nachgewiesen werden.
Müssen Passiv-Raucher um ihre Gesundheit bangen?
Noch ist nicht abschließend untersucht, wie viel der Inhaltsstoffe über den Dampf abgegeben werden. Da der Dampf nur auf Knopfdruck entsteht und nur das, was der Dampfer ausatmet, in der Luft zirkuliert, ist das Passiv-Rauchen auf den ersten Blick begrenzt. Schwierig wird die Risikobewertung jedoch durch die mögliche pharmakologische Wirkung beigefügter Inhaltsstoffe. Neben den vielfältigsten Aromen werden nämlich auch teils schwere Geschütze wie Tadalafil, ein Potenzmittel, oder Rimonabant, ein Appetitzügler, den Liquids beigemischt. So wird denn auch in der Politik diskutiert, E-Zigaretten zukünftig unter das Bundesnichtraucherschutzgesetz fallen zu lassen.
Ungebremster Siegeszug der E-Zigarette
Trotz all der genannten Risikofaktoren befindet sich die E-Zigarette auf dem Siegeszug. Nach fünf Millionen Euro Umsatz mit E-Zigaretten im Jahr 2010 wird das Marktvolumen für 2014 schon auf 150-200 Millionen Euro geschätzt. Laut einer aktuellen Studie des Deutschen Krebsforschungsinstituts (dkfz) werden E-Zigaretten vor allem von jüngeren Menschen ausprobiert: Knapp zehn Prozent der 16- bis 19-Jährigen und elf Prozent der 20- bis 39-Jährigen haben E-Zigaretten zumindest einmal getestet. Erhältlich sind die Dampfutensilien z. B. bei E Zigarette Shop Steamo.de.
Foto: flickr/Lindsay Fox
Eben, der Sigeszug ist nicht aufhaltbar und die Politik versucht mächtig für Unsicherheit zu sorgen. Schade für eine doch so gute Alternative.
Ich bin der Meinung, dass die E-Zigarette schon eine gute alterative zum herkömmlichen Rauchen ist. Dennoch sollte man das Dampfen nicht all zusehr verharmlosen. Wer allerdings hin und wieder mal zur E-Zigarette greift, ist damit schon mal besser beraten, als mit einer normalen Zigarette. Mein Motte ist da „in Maßen konsumieren“.
Sehr interessanter und informativer Artikel 🙂
LG, Phil