Kunst der Selbstmotivation

Die Kunst des Selbstmanagements liegt darin, eine Aufgabe anzufangen und konsequent zum Abschluss zu bringen. Gerade für Selbstständige und Freiberufler ist die Fähigkeit, seine eigene persönliche und berufliche Entwicklung weitgehend frei von äußeren Einflüssen zu gestalten, unerlässlich. Um dies auch langfristig bewerkstelligen zu können, braucht es vor allem eins: ein gehöriges Maß an Selbstmotivation.

Kunst der Selbstmotivation

Geld, Anerkennung, Zeitdruck – Antriebe von außen

Doch was motiviert einen Menschen? Wie gelingt es uns, anstehende Aufgaben immer wieder aufs Neue enthusiastisch anzugehen? Inzwischen lebt ein ganzer Markt von Ratgeberbüchern und Seminaren, die Antworten auf diese Fragen zu geben versuchen.

Dabei konzentrieren sie sich vor allem auf extrinsische Motive, auf die Antriebe von außen: Der Eine arbeitet hauptsächlich für Geld, der Andere freut sich auf die Anerkennung, die er für eine gute Arbeit erhält, der Dritte erhofft sich Folgeaufträge. Zunächst gilt es also zu erkennen, welches dieser Motive für einen selbst die stärkste Zugkraft entwickelt. Ebenso wichtig ist es, Ablenkungen zu identifizieren und auszuschalten, bei Bedarf das Telefon auszustöpseln und den E-Mail-Account geschlossen zu halten.

Ein klassisches extrinsisches Motiv ist die Deadline. Den gängigen Ratgebern zufolge motiviert Zeitdruck, egal ob real oder künstlich geschaffen, ungemein. Wer keine Deadline vorgegeben bekommt, sollte sich daher selbst eine setzen. Struktur ist gefragt: Zeitpläne und To-Do-Listen sollen den Tagesablauf ordnen. Wer sich selbst belohnt, wenn Teilziele erreicht sind, soll ebenfalls motivierter arbeiten.

Anerkennung ist für viele Menschen die schönste Belohnung und daher ein wichtiges Motiv. Allerdings können nur die Wenigsten tatsächlich mit Anerkennung umgehen; wie oft tut man ein Lob mit einem „Ach, doch nicht dafür.“ ab? Dies sei genau der falsche Weg, so sind sich viele Motivations-Ratgeber einig. Stattdessen solle man lernen, Anerkennung anzunehmen und seine eigene Arbeit auch selbst wertzuschätzen.

 

Spaß, Sinn und Wertvorstellungen – innere Antriebe

 

Weniger Wert auf die genannten extrinsischen Motive legt die Psychosynergetik. Diese Richtung der Psychologie möchte die positiven, konstruktiven Potenziale des Menschen nutzen. Dazu kombiniert sie verschiedene Methoden und Techniken, unter anderem aus der Verhaltenstherapie und der Psychoanalyse, die auf die Grundlage eines evolutionistischen Weltbildes angewendet werden. In der Sichtweise der Psychosynergetik sind Gehirn und Psyche das Produkt einer Überlagerung mehrerer Evolutionsschichten. Der übergeordnete Faktor für die psychische Gesundheit ist das Koheränzgefühl: „Der Mensch vertraut darauf, dass die interne und äußere Welt verstehbar, gelingend zu handhaben und sinnhaft ist.“

Aus dem Blickwinkel der Psychosynergetik unterlaufen der gängigen Motivationsforschung zwei Fehler: Sie konzentriert sich zu stark auf äußere Antriebe und sie geht vom unmotivierten Menschen aus, statt von motivierten Personen zu lernen. Die Psychosynergetik lenkt den Blick auf die inneren Antriebe des Menschen. Die Kernaussage: Geld, Anerkennung und Erfolg motivieren nur kurzfristig. Langfristig motiviert ist nur, wer in seiner Handlung einen Sinn und die Erfüllung seiner Wertvorstellungen findet. Als positive Beispiele gelten etwa Bergsteiger, Extremsportler und Künstler, die aus starken inneren Motiven handeln.

 

Das Flow-Modell

 

Auf die Psychosynergetik bezieht sich auch das Flow-Modell nach Mihaly Csikszentmihalyi. Unterschieden wird hier zwischen zwei Antriebssystemen: Das primäre Motivationssystem ist evolutionär bedingt und zielt auf das Erreichen eines Sollwerts. Ist eine Aufgabe abgeschlossen und die Belohnung abgeholt, erlischt die Motivation. Anders beim sekundären Motivationssystem. Hier zieht der Mensch seine Motive aus ideologischen Werten und der Sinnhaftigkeit seiner Handlung. Wird ein Ziel erreicht, erlischt die Motivation nicht, das positive Gefühl wirkt im Gegenteil verstärkend und seinerseits motivierend. Der Erfolg liegt damit im Gelingen der Handlung selbst. Zentral ist dabei, dass die Herausforderungen weder zu groß noch zu klein sind, sonst entstehen Überforderung und Stress oder eben Unterforderung und Langeweile.

Die Erkenntnis daraus klingt beinahe banal: Am meisten motiviert es, wenn einem die Arbeit Spaß macht und man einen Sinn in ihr sieht. Der erste Schritt zum motivierten Arbeiten besteht daher darin, sich bewusst zu werden, worin man einen Sinn sieht und welche Werte man verinnerlicht hat.

Erschwerend ist allerdings, dass einem Menschen nicht alle seine Werte und Motive tatsächlich bewusst sind: Die Psychosynergetik unterscheidet zwischen basalen und bewussten Motiven. Basale Motive sind grundlegende Motive, die schon bei Kleinkindern vor der Entwicklung der Sprachfähigkeit vorhanden sind; sie sind vollkommen unbewusst und werden höchstens als diffuse Gefühle wahrgenommen. Wichtig für die Selbstmotivation ist demnach das gelingende Übereinstimmen von basalen und bewussten Motiven.

Ein weiteres zentrales Thema des Flow-Modells ist die Aufmerksamkeit: Alle vorhandenen Energien sollten auf die vor einem liegende Aufgabe konzentriert werden. Jede Ablenkung von außen soll ausgeschaltet werden – in diesem Ratschlag ähnelt das Flow-Modell den gängigen Motivationsratgebern.

Wer seine Aufmerksamkeit fokussiert und sich kontinuierlich neue, angemessene Herausforderungen sucht, die das eigene Wertesystem widerspiegeln, erlebt während des Arbeitens den „Flow“, das Hochgefühl beim Erfüllen einer Aufgabe. Flow ist das Glück, in seine Arbeit vertieft zu sein. Doch wie kann man dieses Hochgefühl auch bei Routineaufgaben erzielen? Nach Csikszentmihalyi ist es wesentlich, jede Aufgabe – egal wie kleinteilig oder oder langweilig sie erscheinen mag – als Chance zu begreifen. Dazu gehört es, deutlich zu formulieren, was man erreichen will, sich also möglichst klare Ziele zu setzen. Übrigens eine Regel, die auch aus dem Projektmanagement bekannt ist.

Wichtig für das Glücksgefühl sind zudem Erfolgserlebnisse durch ein unmittelbares Feedback. Der Flow-Theorie zufolge erhält man derartige Rückmeldungen allerdings nur selten von außen. Daher ist jeder selbst in der Verantwortung, Bewertungskriterien für das eigene Handeln aufzustellen und sich ein kontinuierliches, ehrliches Feedback zu geben.

Wem dies gelingt, der wird – zumindest zufolge des Flow-Modells – die Arbeit an jeder Aufgabe als erfüllend empfinden und durch jeden Erfolg zu weiteren Leistungen motiviert – er ist im Flow.

 

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