Tausende rote Taschen bevölkerten letzte Woche die Straßen und Medien: Der Equal Pay Day fand zum dritten Mal in Folge in vielen europäischen Städten statt. Die Gleichstellung der Frau im Beruf ist nach wie vor ein heiß diskutiertes Thema. Immer noch verdienen Frauen in Deutschland 23 % weniger als ihre männlichen Kollegen, werden bei der betrieblichen Weiterbildung benachteiligt und sind seltener in den Chefetagen vertreten. Aber wie steht es um die Selbstständigkeit der Frauen?

 

Das weibliche Gründungsverhalten

Der Anteil der weiblichen Selbstständigen stieg in Deutschland von 27 Prozent (1996) auf 41 Prozent (2008). Damit gründen Frauen inzwischen fast ebenso häufig wie Männer. Aber Frauen gründen anders. Verschiedene Aspekte fließen bei der Entscheidung mit ein. Zum einen die Familie: Um Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen, gründen viele Frauen in Teilzeit oder während der Elternzeit.

Auch die Berufswahl hat Auswirkungen auf die Entscheidung für oder gegen eine Selbstständigkeit: Viele Frauen favorisieren im Studium geisteswissenschaftliche Fächer und in der Ausbildung Büro-, Verkaufs- oder soziale Tätigkeiten. Diese Berufe sind keine klassischen Existenzgründungen und erfordern daher ein erhöhtes Maß an Kreativität beim Weg in die Selbstständigkeit. Das muss jedoch kein Nachteil sein, denn gerade die Kreativ- und die Gesundheitsbranche erfahren einen stetigen Aufschwung.

So werden vor allem die „Creative Industries“ unterschätzt, die mit einem Wertschöpfungsanteil von 2,6 % am Bruttoinlandsprodukt auf Platz drei knapp hinter der Automobilindustrie (3,1 %) und vor der Chemischen Industrie (2,1 %) liegen. Mit einer Million Erwerbstätigen (davon 23 % Selbstständige) ist die Kreativwirtschaft zudem personalintensiver als die Automobilindustrie (730.000 Erwerbstätige). Die Anzahl der Selbstständigen wächst in dieser Branche vier Mal schneller als die der Selbstständigen insgesamt und es erfolgt hier bereits jede zweite Existenzgründung von einer Frau.

Schließlich spielt auch die Sozialisation nach wie vor eine große Rolle. Denn während ein gewisses Maß an Risikobereitschaft bei Männern bereits in frühen Jahren gefördert wird, gelten Vorsicht und Selbstreflexion noch immer als typisch weibliche Tugend – und werden dementsprechend anerzogen. Die Gefahr zu scheitern erscheint den Gründerinnen in spe daher viel näher als Gründern, vor allem das finanzielle Risiko wollen sie nicht eingehen. Diese Tendenzen spiegeln sich auch in der Beratungsstatistik wider. So nehmen Frauen öfter Expertenrat in Anspruch, häufig von mehreren Institutionen und brauchen im Allgemeinen auch mehr Bedenkzeit. Im internationalen Vergleich sind deutsche Frauen besonders unschlüssig – in kaum einem anderen Industrieland werden so wenige Unternehmen von Frauen gegründet wie in Deutschland.

 

Die Ansätze zur Unterstützung weiblicher Existenzgründungen

 

Eine genderspezifische Förderung könnte hier Abhilfe schaffen. Sie würde für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit bezüglich der Konzeption und Durchführung von Angeboten zur weiblichen Existenzgründung sorgen. Ein differenzierter Überblick über Beratungs- und Fördererfolge könnte zudem zu einer exakteren Einschätzung der Wirksamkeit der Existenzgründungsförderung beitragen und wäre somit für beide Geschlechter von Vorteil. Diese Ergebnisse stellte das Institut für Arbeit und Wirtschaft (IAW) der Universität Bremen im Rahmen des Projekts „OptExist“ – Evaluation und Optimierung institutioneller Praktiken zur Beratung und Förderung von Existenzgründerinnen – vor. Für das Projekt wurden Gründerinnen und Gründer in Bremen, Hamburg, München und Sachsen-Anhalt befragt.

Ein geschlechterspezifisches Förderprogramm initialisierte 2005 beispielsweise das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Im Rahmen des Förderbereichs „Strategien zur Durchsetzung von Chancengleichheit für Frauen in Bildung und Forschung“ wurde „Power für Gründerinnen – Maßnahmen zur Mobilisierung des Gründungspotenzials von Frauen“ gestartet. Das Programm nähert sich den Problemen von zwei Seiten: Einerseits sollen Frauen verstärkt für die berufliche Selbständigkeit gewonnen werden, andererseits soll die Finanzbranche für eine bessere Wahrnehmung von Gründerinnen geschult werden. Die begleitende Broschüre zeigt Ansätze für innovative Maßnahmen der Gründerinnenunterstützung und gibt konkrete Hilfen für die Vernetzung der Angebote. Vor allem technologie- und wissensbasierte Gründungen finden hier wertvolle Anregungen, aber auch Gründungen in der Kreativ- oder Gesundheitswirtschaft können von den Ansätzen profitieren.

 

Frauen helfen Frauen

 

Unterstützt wird das Projekt durch die bundesweite Gründerinnenagentur (bga). Die BGA ist das erste und einzige deutschlandweite Informations- und Servicezentrum zur unternehmerischen Selbständigkeit und Unternehmensnachfolge durch Frauen. Hier finden Unternehmerinnen allen Phasen der Existenzgründung kompetente Ansprechpartnerinnen. Dadurch soll Deutschland gründerinnenfreundlicher und –freudiger werden.

Auf das Prinzip Frauen helfen Frauen bauen auch weitere Netzwerke. „Unternehmerinnenabend“ ist ein selbst organisiertes und finanziertes Projekt von Unternehmerinnen für Unternehmerinnen. Auf unternehmerinnenabend.de werden Geschäftskontakte geknüpft. Zudem ist auch die Rolle der Öffentlichkeitsarbeit nicht zu unterschätzen. Selbstständige Frauen können virtuell ihre Visitenkarte abgeben und sich und ihr Unternehmen präsentieren. Hierzu bieten Medienpartner professionelle Unterstützung. Regelmäßige Weiterbildungsveranstaltungen und Netzwerk-Treffen in der realen Welt ergänzen das Angebot.

Auch das Deutsche Gründerinnen Forum (DGF) unterstützt Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit und arbeitet an Qualitätsstandards für eine geschlechtskompetente Gründungsberatung. Zudem will das Forum die politischen Rahmenbedingungen für Gründerinnen, Gründungsberaterinnen und zielgruppenspezifische Einrichtungen verbessern.

 

Weitere Angebote für Existenzgründerinnen

 

Und es gibt noch weitere Entscheidungshilfen. So hat das BMWi ein spezielles E-Trainingsprogramm für Gründerinnen ausgearbeitet. In sechs Lektionen werden die angehenden Gründerinnen von der individuellen Ausgangssituation bis zum Unternehmerinnen-1×1 geleitet bzw. begleitet. Sowohl Beratungsangebote als auch die Finanzierungsplanung werden behandelt.

Für diejenigen, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, bietet kaeuferportal.de einen speziellen Service. Die Experten von Käuferportal beraten Existenzgründerinnen bei den ersten Investitionen, von der Büroeinrichtung bis zur PR-Agentur. Auf eine Produkt-Anfrage erhalten Interessierte drei entsprechende Produkt- bzw. Dienstleistervorschläge zum Vergleich. Bevorzugt werden dabei regionale Anbieter und maßgeschneiderte Dienstleistungen. Dieser Service ist kostenlos. So spart frau Zeit und Geld und profitiert vom Know-how der Experten. Gleichzeitig können sich Existenzgründerinnen als Anbieter registrieren und so die ersten Kunden akquirieren. Nimmt man eine Produktanfrage an, wird jedoch eine Vermittlungsgebühr fällig.

 

Fazit

 

Frauen verfügen in der Regel über sehr gute soziale Kompetenzen, gerade in der Gründungsphase ist ein gutes Netzwerk von Vorteil. Zudem haben sie einen besseren Ruf bei den Kreditinstituten, denn Kreditausfälle werden viel seltener durch Gründerinnen verursacht. Allerdings sollten sich die Damen eine Scheibe von der männlichen Risikobereitschaft abschneiden, denn Aufgeschlossenheit gegenüber Innovationen, Entscheidungsfreude und sicheres Selbstmarketing sind ebenfalls unverzichtbar.

 

3 comments

  1. Isabella Franklin 3 Mai, 2010 at 11:02

    Wir haben einen Einführungs-Workshop zum E-Business erstellt – siehe unsere Webseite.

    I.Franklin

  2. Monika Zeller 13 September, 2010 at 14:30

    Guten Tag Frau Franklin,

    ich habe schon seit langer Zeit eine große Sehnsucht, wenigstens 1 Buch zu schreiben. Wenn ich es mir endlich erlaube, muss ich es, soll ich es als freiberufliche Tätigkeit anmelden? Kennen Sie ein Forum (z.B. der Schriftstellerinnen), wo ich mir paar formelle Ratschläge holen könnte?

    Mit freundlichen Grüßen

    Monika Zeller.

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